Renaissance-Rahmen und
ihre Inschriften

Rahmen mit Inschriften stellen eine besondere Kategorie innerhalb der Rahmentypen des späten Mittelalters und der Renaissance dar. Sie sind oft reich verziert und von hoher handwerklicher Qualität. Und sie sind die einzigen, die durch ihre Inschriften Hinweise auf die ursprünglichen Gemälde und Motive geben, die sie einst umfassten. 

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Diese Inschriften, vergleichbar mit Bildbeschreibungen, verweisen direkt auf die Bildthemen und treten in eine unmittelbare Beziehung zu den Darstellungen. Auf Kassetten-, Platten- oder Tabernakel-Rahmen wurden die Inschriften häufig umlaufend auf die Fläche zwischen Außen- und Innenprofil aufgetragen, entweder polychrom in Sgraffito-Technik oder in Gold auf schwarzem Grund. Die Themen der Inschriften entstammten der Bibel, ebenso wie die Bildmotive des 15. und 16. Jahrhunderts. Berühmte Künstler der italienischen Renaissance bedienten sich ihrer.


In der Kunstgeschichte sind beschriftete Rahmen mehr als nur dekorative Elemente. Sie sind Träger von immanenten Geschichten und Emotionen. Heute sind diese seltenen Rahmen Fragmente eines zerrissenen Gesamtkunstwerks, das ehemals Bild, Text und Rahmen vereinte. 

Das Konzept der zwei Ausstellung in Berlin und Basel, ist so aufgebaut, dass die Übersetzungen der lateinisch oder spanischen Inschriften zentral im Rahmen stehen. Ihre Verse wirken in ihrer schlichten Schönheit zeitlos und universell, und doch scheinen sie aus einer anderen Epoche zu stammen. In den 26 leeren Rahmen stehend, ersetzen die Verse die verlorenen Bilder und regen unsere Vorstellungskraft an, um imaginäre Werke vor unserem inneren Auge entstehen zu lassen.

Im Grunde sind die Rahmen Träger von Geschichten und Emotionen. Ihre Inschriften entstammen aus christlichen Psalmen, dem Hohelied Salomons oder liturgischen Texten. Und gerade weil es keine Bilder gibt in der Ausstellung, wirken die Verse schlicht, fast zeitlos und universell. Hier geht es um die emotionalsten Momente von Menschen – Geburt und Freude, Tod und Schmerz, Liebe und Sehnsucht, Gerechtigkeit und Hoffnung.